Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel XX

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Die R.S.K. hatte ihr Hauptquartier in Karlshorst in einer alten Kaserne der G.S.S.D., der Sowjet-Armee aus dem Kalten Krieg. Von dort aus lieferte sie sich immer wieder kleinere Gefechte mit den Schwarzen Wölfen. Das Hauptschlachtfeld jedoch lag im Tee-Garten westlich der alten Berliner Mauer. Die R.S.K. wollte, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren, wie ihr großes Vorbild, die Rote Armee des Zweiten Weltkriegs, das Reichstagsgebäude besetzten und ihre Fahne oben hissen. Im Gegenzug wollten die Schwarzen Wölfe, um ihre Überlegenheit zu zeigen, die Ruine des Kanzleramtes, das sie als ganz neue Reichskanzlei bezeichneten, einnehmen.

Ratternd und rumpeln fuhren Isabell und Feldwebel Froid in dem alten Motorradgespann, begleitet durch Schütze Hinter, durch Weißensee. Durch den Motorlärm war eine Unterhaltung unmöglich. Als sie gerade in die alte Langhansstraße einbogen, sahen sie, dass auf der Straße ein Auto quer gestellt war. Plötzlich blitze und knallte es schnell hintereinander, und der Feldwebel sackte zusammen Das Motorrad kam von der Straße ab und rollte gegen eine Mülltonne. Schütze Hinter war wieder auf die Beine gekommen und hinter der Mülltonne in Deckung gegangen. Und erwiderte das Feuer, bis auch er durch einen Treffer tot zusammensackte.
Vorsichtig und stets Deckung suchend kam ein Mann mit einem Gewehr auf das Motorrad, in dem Isabell immer noch wie paralysiert saß, zu. Sie musterte den Mann ängstlich. Er war gut zwei Meter groß und breitschulterig gebaut. In den Händen hielt er eine Kalaschnikow.
"Guten Tag Genossin, mein Name ist Kommissar Juri Ursow vom R.S.K., meine Freunde nennen mich Bär".
'Wie passend.', dachte Isabell.
"Ich würde mich freuen, wenn Sie mich begleiten würden."
Seine Worte waren freundlich, jedoch drückte seine ganze Person und Haltung aus, dass er ein 'Nein' mit einer Patrone aus seinem Gewehr erwidern würde. Sie gingen los.
"Welche Rolle haben Sie mir zugedacht?"
"Sie werden zum Wohle der Arbeiterklasse in unserem Kollektiv dienen, sowie die Arbeiterklasse Ihnen zu ihrem Wohl dienen wird."
"Und wo werde ich der Arbeiterklasse dienen?"
"Entweder als persönliche Assistentin des Parteisekretärs oder im Offizierscasino."
"Welcher Parteisekretär?"
"Maximus Damagius, der Gründer der R.S.K."
"Die R.S.K.? Was soll das denn sein?"
"Die Radikal-Stahlinistische Kampfgruppe, Speerspitze der kommunistischen Weltrevolution."
"Speerspitze der kommunistischen was?"
"Welt-revo-lution. Wir werden die proletarische Klasse in einer weltweiten Revolution vereinen und vom Joch des Kapitals und der Bedrohung der mordenden Faschisten befreien."
"Aha, und diese Revolution soll hier beginnen? Unter tausenden Tonnen Stahl und Beton?"
"Können Sie sich einen besseren Kommandobunker vorstellen?"
"Nein. Was ist, wenn ich nicht mitmachen will bei Ihrer tollen Weltrevolution?"
"Dann werden Sie als Feindin der arbeitenden Klasse zur Rechenschaft gezogen."
"Und was mache ich, wenn ich mich in den Dienst der Arbeiterklasse stelle?"
"Sie werden wahrscheinlich für das leibliche Wohl des Parteisekretärs zuständig sein."
Isabell schaute ängstlich.
"Keine Angst, der Genosse Parteisekretär herrscht zwar mit starker Hand, kann aber auch sehr zärtlich sein. Ich eskortiere Sie zu unserem Außenposten in Alt-Fhain"
Sie gingen schweigend weiter. Als sie, wie es ihr schien, nach stundenlangem Fußmarsch, ein Schild mit der verwitterten Aufschrift "Friedrichshain" passierten, wurde der Kommissar merklich nervöser. Er ging von einer selbstbewussten aufrechten zu einer geduckten umsichtigen Gangart über. Er spähte vorsichtig um die Ecken, um sicher zu gehen, dass ihn niemand überrumpeln konnte. Plötzlich klimperte und schepperte es von einer Seitenstraße her. Sie sah einen komischen Kauz mit Glatze, der unzählige Werkzeuge am Gürtel und seiner restlichen Kleidung rumschleppte, den Gehweg entlang kommen.
Juri Ursow bemerkte ihn und richtet seine Waffe auf ihn: "Halt, stehen bleiben! Im Namen des Parteisekretärs, Freund oder Feind? Wer bist du?"
Der Mann blieb stehen und hob beschwichtigend die Hände: "Hey hey, ganz ruhig bleiben, ich tu doch gar nix."
"Ich wiederhole mich ungern. Freund oder Feind?"
"Ick weeß ja nich mal, wer du bist?"
"Ich bin Juri Ursow, Kommissar der Radikalen Stahlinistischen Kampfgr …"
Plötzlich sackte der Riese in sich zusammen und kippte nach vorn über. Hinter ihm stand ein komischer Typ, buntes Haar zu einem schmalen Streifen rasiert und hoch aufgestellt. Er hielt ein schweres Stahlrohr in der Hand, mit dem er den Kommissar niedergeschlagen hatte, er ging auf Isabell zu.
"Hey, alles ok bei dir?", fragte er sie.
"Oh ja, danke für deine flinke Reaktion, das war großartig", sagte der andere.
Isabell guckte den Verrückten mit dem Stahlrohr mit großen Augen an und fing an zu schreien: "Was seid ihr? Kommunisten? Faschisten? Monarchisten? Was wollt ihr von mir? Auch wieder nur, dass ich die Beine für euch breit mache? Lasst mich in Ruhe! Ich will hier weg! Fasst mich nicht an! Geht weg!..."
Von hinten tippte ihr jemand auf die Schulter und sie drehte sich um Sie sah noch eine Metallfaust auf sich zurasen und ging K.O.