Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel XLV

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Hauptkomissar Schmidt kam vor dem Hauptquartier an. Er betrat es und erkundigte sich, wo sich Kommissar Müller befand.
"Zimmer 3.024 in Begleitung des Großkommandanten", war die Antwort.
"Na, wer hätte dit jedacht", gab er zurück.
Er betrat den Aufzug und fuhr in den dritten Stock.
Oben auf dem Flur traf er Lili: "Moin Lili, meene Kleene, na wie jehts dir? Wie jehts der Frau Mama?"
" Hi, Alfred, ach … ganz gut. Mutti geht es bestens, und dir?"
"Bestens, danke der Nachfraje. Hast du Unfug anjestellt, oda welcher Wind hat dir hier her vaweht?"
"Ich bin mit meinem Schatz Edgar hier."
"Watn Zufall, seinetwejen bin ick ooch hier."
"Der Großkommandant hat gesagt, dass er sein bester Mann sei."
"Dit kann icke mir nur zu jut vorstelln. Bei dem musste uffpassen, sonst schnappt da dir dein Schatzi vor der Nase wech und macht ihm nen Heiratsantrach."
"Hi hi, du bist lustig. Edgar ist doch ein Mann, das geht doch gar nicht."
"Du wirst dit an ehesten wissen, meene Kleene."
Er streichelte liebevoll Lilis Kopf und sagte dann: "Na, ick jeh dann ma rein und schwatz' ein wenig mit den Herrschaften."
Er drückte die Klinke der Tür und betrat den Raum. Edgar und der Großkommandant sahen ihn erstaunt an.
"Mahlzeit. Na, wie läuft die Märchenstunde?", fragte Hauptkommissar Schmidt.
Der Großkommandant ergriff das Wort: "Im Gegensatz zu Ihnen, Hauptkommissar, erfüllt Kommissar Müller seine Aufgabe hervorragend."
"Ach nee, und wat hamse mit Ihrem Kommissar anjestellt? Soweit ick mich erinnan kann, war dit ein speichelleckender inkompetenter Kotzbrocken."
"Na na na, nur keinen Neid, Herr Schmidt! Ehre, wem Ehre gebührt."
"Aha, und welche Ehre gebührt Rambo junior?"
"Die zwei gefährlichsten Attentäter Neu-Berlins gefasst zu haben."
"Sie meinen Kette und Easy?"
"Ich habe keine Ahnung, wie sie heißen, aber das wird sich ja im Rahmen dieser Aussage klären."
"Sind Sie sich bewusst, dass die eene 'Attentäterin' Ihre eijene Tochter iss?"
"Ach, jetzt erzählen Sie doch keinen Unfug!"
"Doch, die Kleene, die sich Easy nennt, iss ihre Tochter Isabell."
"Meine Tochter wurde durch Katakombenkrüppel entführt, und die haben Gottweißwas mit ihr angestellt."
"Dit iss noch son Ding, Ihre Tochter iss zwar durch ein Loch im Betonsarkophag vaschwunden. Aber diese Katakombenkrüppel haben jar nix damit zu schaffen jehabt. Dit Tiefbauamt schon eher, aber damit kann man nich so toll an der Übawachungsschraube drehen, nich wahr?"
"Sie meinen, die drei toten Abgeordneten seien nur Hirngespinste und die zwei missglückten Attentate auf mich auch nur Einbildung?"
"Nee, die sind vollkommen real und ziemlich clever durchgeführt worden."
"Sie bewundern diese Assasinen auch noch?"
"Den Mörder, Singular, ick kann ooch mit Fremdwörta um mir werfen. Bewundern tu ick den Typen nich jerade, aber wie se schon jesacht haben: 'Ehre wem Ehre jebührt.' Die janzen falschen Fährten, die er jelecht hat, um von sich abzulenken, die Tötungsarten die imma im Zusammenhang mit dem Opfa standen und so."
"Aha, und wer soll all das getan haben? Fantomas?"
"Ne ne, der hat wenigstens noch Stil. Unsa Arschloch hier lässt für seine Karrriere sein eijen Fleisch und Blut über die Klinge hobsen."
Plötzlich mischt sich Edgar ein: "Dazu wollte ich gerade kommen. Nämlich, dass ich im Zuge meiner Ermittlungen zu dem Schluss gekommen bin, dass die Mörder Zugriff auf Waffen aus dem Polizeiarsenal und Ahnung von Botanik haben mussten. Die Waffe und das Wissen über Botanik hat ihnen Ihre Tochter verschafft, und mit ihrem Verschwinden hatte sie versucht, von sich abzulenken und sich als Opfer darzustellen."
"Im Ansatz richtich, Kleena, aber in der Durchführung mangelhaft. Ersetz ma Isabell Stürmer durch Heinrich Stürmer und dit Vaschwinden durch Vajiften und nen Bombenattentat, dann haste den korrekten Tatherjang. Isabell kann nix damit zu tun haben, da sie weder Zugriff noch Ahnung von der Handhabung der Waffen hat."
"Dann hat sie die Waffen halt für ihre Mittäter besorgt. Das ist genauso verachtenswürdig."
"Und warum sollte sie denn den Abjeordneten von den Jrünen um die Ecke bringen? Sie iss doch selba Mitglied inna Jrünen Jugend."
"Ich habe keine Ahnung von Politik und kann Ihnen auch nicht erklären, warum sie das wollte. Fakt ist, sie hat es getan."
"Nee, dit iss eben keen Fakt, du Dößpaddel. Fakt is, dit eene Pistole uff unbekannte Weise aus'm Arsenal vaschwunden iss. Fakt iss ooch, dit nach dem Vaschwinden von Isabell und vor dem Mord am zweeten Abjeordneten im Gewächshaus von Frau Stürmer, der Jattin des Herrn Großkommandanten, een Exemplar Eisenhut abhanden jekommen iss. Wie willst du dir eijentlich erklärn, wie son dürret Mädel wie Isabell Stürmer bitte schön eenem durchtrainierten Kerl wie dem Abjeordneten Roske ne 40 Kilo schwere Jewichtstange uff die Brust schmeiß? Hä?"
Der Großkommadant klatschte Beifall.
"Alles vollkommen richtig, Hauptkommissar Schmidt. So als wären Sie dabei gewesen."
Edgar starrte von einem zu anderen.