Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel XV

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Heinrichs Pläne stießen von Tag zu Tag auf weniger Widerstand im Abgeordnetenhaus. Was daran lag, dass viele seit dem Mord an einem aus ihrer Mitte eingeschüchtert waren.
Heinrich saß zufrieden bei der Abgeordnetenversammlung und betrachtete, wie seine Bemühungen Früchte trugen.
"Der ehrenwerte Großkommandant hat jetzt das Wort", wurde er angekündigt.
Er trat an das Rednerpult: "Werte Abgeordnete, es sind schwere Zeiten über uns hereingebrochen. Unmoral und Ungehorsam begegnen uns allerorten, Chaos und Terror breiten sich in unseren Straßen aus. Täglich mehr denn je. In unruhigen Zeiten wie diesen brauchen die friedliebenden Bürger unserer Stadt eine starke und unerschütterliche Führung. Um dieser subversiven Elemente habhaft zu werden und den Frieden in unserer schönen, friedlichen Stadt wiederherzustellen und auf lange Zeit zu sichern, benötigt die Schutztruppe mehr Handlungsfreiraum. Mit den derzeitigen Mitteln lassen wir diesen Umstürzlern und Putschisten zu viel Freiheit. Damit wir sie aus ihren Löchern und Verstecken treiben können, muss die Städtische Schutztruppe härter durchgreifen können. Ich bitte sie daher, meinen Gesetzesvorschlag zum totalen Lauschangriff zu unterstützen."
"Ist dieses Abhören von Telefonaten und Abfangen von Kurzmitteilungen nicht ein schwerer Eingriff in die Privatsphäre?"
"Mit Staatsgewalt muss Ordnung geschaffen werden. Einer muss der Bluthund werden. Ich scheue diese Verantwortung nicht."
"Ja, aber über das Telefonnetz werden doch auch intimste Details weitergegeben."
"Genauso werden auch Mordpläne verabredet, wie der an ihrem Kollegen, den wir dadurch nicht verhindern konnten. Wir können uns in Zeiten wie diesen keine Nachsicht mit den Feinden unserer schönen Demokratie leisten."
Als niemand mehr etwas erwiderte verließ Heinrich das Rednerpult und den Sitzungssaal.
Draußen sagte er zu seinem Sekretär: "Haben sie mit Müller alles in die Wege geleitet?"
"Ja. Sobald der Leutnant wieder antritt, wird er durch seinen Vorgesetzten über die Versetzung zum Morddezernat unterrichtet. Das Morddezernat habe ich auch schon von ihrem neuen Mitarbeiter unterrichtet."
"Sehr gut. Alles läuft wie am Schnürchen."
Sie stiegen in die Limousine und fuhren los.