Das Grauen der Tiefe: Kapitel XVIII
09.09.2010 - 12:42 von RedaktionEdgar kam wieder in die Kaserne und betrat das Büro seines Vorgesetzten.
"Herr Oberst, Leutnant Müller meldet sich zurück."
"Sehr schön Müller, packen sie ihre Sachen, räumen sie ihren Spind und geben sie ihre Ausrüstung beim Zeugmeister ab."
"Warum, Herr Oberst?"
"Weil sie ab heute kein Mitglied der 23. Einsatzhundertschaft sind."
"Weil ich zum Zapfenstreich nicht in der Kaserne war Herr Oberst? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?"
Der Oberst schaute Edgar an und hob dabei eine Augenbraue.
"Stellen sie etwa meine Befehle in Frage, Müller? Sie sind ab heute kein Mitglied unserer Einheit mehr, da sie auf Anweisung des Großkommanddanten zur Kripo, genauer gesagt zum Morddezernat versetzt wurden. Und jetzt räumen sie ihre Stube. Und zwar Z Z!"
"Was bedeutet Z Z Herr Oberst?"
"Ziemlich zügig. Ab!"
Nachmittags erreichte Edgar das Präsidium, in dem er von nun an arbeiten würde.
"Nie wieder runter in dieses Dreckloch von Altberlin", freute er sich. Er meldete sich bei Hauptkommissar Schmidt und salutierte.
"Herr Hauptkommissar, Leutnant Edgar Müller meldet sich zum Dienst".
Der Kommissar schaute von seinem Kreuzworträtsel auf, nahm einen Schluck Kaffee und betrachtete Edgar eingehend.
"Nee nee nee, wat heutzutage so alles Kommissar werd'n darf. Da frag ick mir doch, warum war ick uff de Akademie. Wozu hab ick jahrelang jebüffelt, jemacht und jetan?"
"Herr Hauptkommissar, ich bitte um Entschuldigung, aber ich verstehe nicht ,was sie meinen."
"Dit war mir schon irjendwie klar. So jetzt entspannts de dir ma, hockst dir darüben hin und machst ma Frühstückspause. Wir sind hier nicht bei de Leuteschinder von de Knüppelgarden."
"Aber Herr Hauptkommissar, mir wurde gesagt, dass Ermittlungen anstehen."
"Erstma heeß icke Alfred, ick hab ooch nen Namen, so isset ja nun nicht, und keene Angst, die Arbeit rennt nich wech, wäre ja ooch zu schön."
"Gut, was tun wir wenn die Frühstückspause zu Ende ist, Herr Schmidt?"
"Janz einfach, wir warten uff den großen Zampano, dassa hier vorbeikiekt und uns nen bissl wat erzählt. Bisher wissen wa ja nur, dass da irjendwo nen Abjeordneter umjenietet wurde, und selbst dit wees ick nur, weil icks im Fernsehn jesehen habe. Kaffe iss, wenn de willst, da drüben. Aba so wie du hier rumzappelst, würde ich dir eher Baldrian empfehlen."
"Ein Abgeordneter? Aber sollten wir bei so einem prominenten Opfer nicht sofort mit den Ermittlungen beginnen, Beweise sichern, Verdächtige verhaften."
"Aha, wat denkste, wofür wa hier ne Spurensicherung und ne Pathologie haben? Und welche Verdächtigen willste denn hopps nehmen? Den letzten Mord gabs hier vor 30 Jahren, und dit war nen Selbstmord, den Akten nach zu urteilen."
Edgar setzte sich und trommelte mit den Fingern an der Tischkante.
Hauptkommissar Schmidt schaute auf: "Junge, du nervst mir mit dem Jetrommele, und wennde nich uffhörst, wirst du der zweete Mordfall seit 30 Jahren sein, nur mit dem Unterschied das ick nicht groß rumermitteln muss, sondern nur mir selba vahaften muss. Also entspann dir und vor allem, halt de Pfot'n still!"