Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel XXIII

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Der Bezirksabgeordnete von Friedrichshain, irgendein abgeranzter grüner Althippie, hatte Heinrich zu einer Tasse Tee und einem Gespräch wegen der Sicherheitlage in Neuberlin eingeladen.
Heinrich saß im der Wohnzimmer des Abgeordneten, das zu einem 200 Quadratmeter großen Carloft am Volkspark Friedrichshain gehörte. Der Abgeordnete Stefan Cristiansen brachte gerade zwei leere Tassen herein und stellte sie vor Heinrich auf den Couchtisch.
"Also, Herr Stürmer, warum meinen sie, ist es hilfreich, alle Telefonate und Kurzmitteilungen mitzuschneiden und zu überprüfen?"
Als er wieder in der Küche verschwand, antwortete Heinrich laut, so dass Cristiansen es in der Küche hören konnte: "Es ist unabdingbar, dass wir die Kommunikationswege dieser Terroristen überwachen, um solchen Tragödien wie der mit Ihrem Kollegen vorzubeugen."
Währenddessen nahm sich Heinrich die Tassen und rubbelte jeweils am oberen Rand, um sie ein bisschen sauberer zu bekommen. Cristiansen kam mit dem Tee zurück und schenkte ein.
"Ja, aber was ist, wenn sie diese Wege gar nicht nutzen? Wenn sie mittels eines alternativen Systems kommunizieren? Viele Alternative sind ja auch gegen den Staat."
"Meine Zivilbeamten überwachen alle wichtigen Treffpunkte und Einrichtungen."
"Was ist, wenn sie auch diese Plätze und Orte meiden? Ja woher wollen Sie denn überhaupt wissen, aus welcher Richtung Angriff kommt?"
"Ach, jetzt werden sie doch nicht albern, Herr Cristiansen. Woher sonst, außer von diesen linksradikalen Kommunismus-Terroristen, soll denn dieser Anschlag kommen?"
"Von erzkonservativen Rechtsradikalen und Neonazis?"
"Was sie dabei vergessen Herr Cristiansen ist, dass vor über 30 Jahren die NAPD aufgelöst wurde, und die Neonazis alle wieder erfolgreich in die Gesellschaft integriert."
"Ja ja, vor allem in die Polizei", murmelte der Abgeordnete, eher zu sich als zu Heinrich.
"Wie bitte, Herr Cristiansen?", fragte Heinrich.
"Nichts, nichts, Herr Großkommandant."
"Sie sehen es doch tagtäglich selbst, überall greift die Randale um sich- Öffentliches Eigentum wird beschädigt und zerstört. Polizeibeamte werden in Hinterhalte gelockt und schwer verletzt."
Der Abgeordnete öffnete seinen Hemdkragen ein wenig, Schweiß stand ihm auf der Stirn.
"Alles in Ordnung, Herr Cristiansen?", erkundigte sich Heinrich.
"Ja ja, Herr Stürmer, alles ist gut. Mir ist nur ein bisschen heiß und unwohl.
"Egal, zurück zum Thema. Meines Wissens nach verletzte sich der letzte Beamte, als er mit dem Dienstfahrzeug in der Kaserne gegen eine Wand gefahren ist, und der letzte Angriff, den es auf einen ihrer Untergebenen gab, wurde nicht von Bürgern unserer schönen Stadt verübt, sondern von Katakombenkrüppeln. Vor denen uns ja ihren großartigen Schutztruppen beschützen sollen."
"Machen sie bitte nicht die Arbeit, unserer Einsatzhundertschaften schlecht, sie kämpfen alle für unsere Freiheit und Demokratie."
Plötzlich griff Cristiansen sich ruckartig an den Hals, atmete stoßweise und würgte.
Heinrich stutze kurz: "Ist ihnen nicht gut?"
Cristiansen lag auf dem Boden, krampfte, war blau angelaufen und hatte Schaum vor dem Mund. Heinrich stürzte zum Telefon und rief den Notarzt. Während er an der Tür auf den Krankenwagen wartete, spürte er, wie sich ihm die Brust zuschnürte und er nur noch sehr schlecht Luft bekam. Er lehnte sich gegen die Wand und bemerkte, dass er mittlerweile alles verschwommen sah. Langsam rutschte er mit dem Rücken an der Wand herunter. Mittlerweile war auch sein Gehör betroffen, denn er hörte alles nur noch wie durch Watte. Das letzte, was er noch wie durch einen Schleier mitbekam bekam, war etwas, das wie ein Martinshorn klang und wie ein verschwommener roter Fleck auf ihn zu kam, ihn ansprach und an der Schulter anfasste. Danach wurde es dunkel um ihn herum.