Das Grauen der Tiefe: Kapitel XXVI
09.09.2010 - 12:42 von RedaktionIsabell starrte die beiden immer noch verwundert an. Plötzlich klackte es laut hinter ihr an der Wand, draußen gingen Scheinwerfer an und eine Alarmsirene ging los. Wie von der Tarantel gestochen, rannte Thul los zu der Gatling-Kanzel und fragte über Lautsprecher, wer da sei.
Von draußen tönte eine schwächliches "Freund!"
Thul rief nach hinten: "Kette, Isi schnappt euch die Traje da hinten und holt unsan Jast rinn!"
"Wat is, wenna von der R.S.K. oder von den Wölfen is?", fragte Kette.
"Dann könn wa den hier drinne imma noch kalt machen", erwiderte Thul.
"Los jezz!"
Als sie den Falken rein geholt und auf die Werkbank gelegt hatten, sagte Thul: "Sach ma, bin ick jezze 'nen Mönch in nem Klosta jeworden oder warum komm' dauand hilflose Menschen bei mir an?"
"Schon lange, Keule, schon lange. Der Stahl is dein Jott, du biss sein Priesta und deine Werkstatt iss seine Kathedrale", witzelte Kette.
"Ja ja, möje der Stahl mit dir sein", sagte Thul salbungsvoll und beschrieb mit der Handfläche nach außen einen Kreis in der Luft.
"Er sieht ziemlich übel aus, irgend etwas ist mit seinem Auge passiert", meinte Isabell.
"Danke, Fräulein Medizinalrätin, da wär'n wa ohne sie nie druff jekommen", sagte Kette genervt.
"Wie bitte? Fräulein was?", fragte Isabell
"Fräulein Me-di-zi-nal-rä-tin, dit is eene von Kettes virtuellen Schwanzvalängarungen", erklärte Thul
"Was für ein Ding?", fragte Isabell nochmal.
"Virtuelle Schwanzvalängarung. Du benutzt möchlichst viele Fremd- und Fachwörta, um intellijenter und somit attraktiva ufff dein potenziellen Jeschlechtspartner zu wirken, halt virtuell den Schwanz valängan", erklärte Thul mit aller Engelsgeduld.
"Alle, die vor Thuls Werkstatt zusammbrechen, seh'n übel aus. Nur is meestens Thul dran schuld", mischte Kette sich ein
"Kannst du bitte mal aufhören, so ein Riesenarsch zu sein?", fauchte Isabell Kette an.
"Kannst du bitte ma uffhörn, so 'nen Riesenarsch zu haben?", gab Kette zurück.
Isabell starrte Kette an, holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Kette hatte den Schlag auf sein Kinn nicht erwartet und fiel um wie ein nasser Sack.
"Na toll, und wer jeht jezz Hilfe hol'n?", fragte Thul,
"50% der Anwesenden sind bei Bewusstsein, von diesen 50% wiederum wissen nur 50% wo et Hilfe zu holen jibt, ergo 25% …"
"Kannst du bitte die Klappe halten und sagen, was jetzt zu tun ist", fragte Isabell gereizt.
"Wenn du die Werkstatt valässt, bist du so jut wie vasklavt oda tot. Wenn ick die Werkstatt mit dir alleene lasse, isse so gut wie valorn. Wenn wa beede die Werkstatt valassn, ist die Werkstatt mitsamt Thul und dem Falken valorn, da keena sie beschützt. Wenn wa hier bleibn, dann is der Falke so jut wie tot. Wie wa dit drehen und wenden, wa könn irjendwie imma nur valiern, nur dit da Verlust bei dem eenem Fall schwerer wiecht als bei dem andan."
"Gut, dann geh du jetzt los und hol Hilfe", sagte Isabell.
"Nee!"
"Wie?"
"Ick lasse meene Werkstatt nich mit dir alleene zurück"
"Ich mache schon nichts kaputt."
"Du vielleicht nich, aba andre."
"Kette und der komische Falke sind bewusstlos, die machen bestimmt auch nichts."
"Die meen' ick ooch jar nich, ick dachte eha an die Wölfe oder die R.S.K."
"Hach, lass doch die blöde Werkstatt, die kann man doch wieder reparieren."
"Du willst, dit Thul seene Werkstatt im Stich lässt? Dit will ick sehn, wie de dit bewerkstellijen willst", sagte Kette der eben wieder zu sich gekommen war.
"Es ist doch bloß eine blöde Werkstatt! Jetzt habt euch nicht so!", brüllte Isabell.
Von hinten tippte ihr jemand auf die Schulter. Sie drehte sich um und machte einen Satz zurück, um dem gepanzerten Fausthieb zu entgehen.
"Nicht noch mal, Freundchen." sagte Isabell drohend
"Jetzt beruhicht euch ma alle wieda!", rief Kette, "Isi, du fährst mir jezze mit Thuls bewaffneten Lastenrad zur Eisfabrik und da holn wa Aknes ab."
"Warum sollte ich dich fahren? Bin ich etwa deine Chauffeurin?"
"Nee, aber du kannst dit MG daruff nich bedien, jeschweige denn kontrolian."
"Woher willst du das denn wissen?", fragte Isabell herausfordernd.
"Praktische Erfahrung", gab Kette zurück, "Sattel die Hühner, wir reitn nach Texas!"
"Wie bitte?"
"Hopp, schwing deinen Arsch uff dit Fahrrad, wir ham nich ewich Zeit!"