Das Grauen der Tiefe: Kapitel XXIX
09.09.2010 - 12:42 von RedaktionKette und Isabell fuhren so schnell es ihnen möglich war zur alten Eisfabrik. Als sie kurz davor waren, versperrte ihnen eine Barrikade in der Nähe des alten Ostbahnhofs den Weg.
"Haaaalt, keine Fisimatenten, ihr durchquert das Hoheitsgebiet der Saubande. Zur Instandhaltung der Straßen sowie zum Unterhalt der Truppen der Saubande müsst ihr Wegzoll zahlen", rief einer der Bewaffneten auf der Barrikade
"Isi, lass uns nen anderen Wech nehmen, wir haben weder dit Geld noch die Zeit uns mit denen rumzustreiten, und ick gloobe nich, dit du dazu bereit bist, die einzije Alternative zum Jeld als Zoll anzubieten."
"Die da wäre?"
"Du!"
"Okay, wo lang?"
"Umdrehen, zurück zur Oberbaum. Soweit ick weeß, ist die noch frei von Barrikaden."
Auf der Bücke, die Kette überqueren wollte, mussten sie immer wieder stoppen, und Kette prüfte, ob die Platten, die die Löcher in der Brücke abdeckten, auch das Gewicht der beiden mit ihrem Fahrzeug tragen würde. Als sie nach einer halben Ewigkeit, wie Isabell es vorkam, die Brücke überquert hatten, kamen sie schneller voran. Nach einer halben Stunde erreichten sie die Kreuzung nahe der Eisfabrik. Als sie in Sichtweite des Ostflügels der Köpi kamen, forderte Kette Isabell auf langsamer zu fahren.
"Warum?", fragte Isabell.
"Wenn wa uns zu schnell nähan, dann eröffnen se ohne Warnung dit Feuer uff uns, wat so ziemlich tödlich für uns wär."
Am Tor angekommen, wurden sie auch kurz darauf eingelassen.
"Weeßte, wo Aknes ist?", fragte Kette den Posten am Tor
"Wahrscheinlich in ihrem Gewächshaus", antwortete dieser.
"Wo soll denn hier ein Gewächshaus sein? Und wie soll hier etwas wachsen, es gibt doch hier gar keine Sonne."
"Sie hat sone komische Wachtumslampen."
"Wachtumslampen?"
"Ja, Ufau-Lampen nennt se die Dinga, damit bringt se ihre Kräuta und dit janze Grünzeuch zum wuchern", erklärte ihr Kette.
Als sie den Keller des Gebäudes, das aussah, als würde es jeden Moment in sich zusammenstürzen, betraten, kam ihnen eine Frau mittleren Alters in bunten, weiten flatternden Gewändern mit dunkler Haut entgegen.
"Hi, Kette, wer ist deine neue Freundin, die du da mit gebracht hast?"
"Ich heiße Isabell und bin nicht seine Freundin", sagte Isabell trotzig.
"Ich bin Aknes, mit 'K' wie Akne."
"Warum heißt du so?"
"Weil ich früher eine fürchterliche Akne hatte, deswegen habe ich mich auch intensiv mit Kräutern beschäftigt. Nebenbei hab ich es noch geschafft, hier unten Cannabis und andere Heilkräuter anzubauen oder Schießpulver herzustellen."
"Aber Cannabis ist doch ein Rauschgift."
"Die Menge macht das Gift, Liebes. Nach 15 Litern Wasser bist du wahrscheinlich auch nicht mehr so ganz fit und trotzdem bezeichnet man es nicht als Gift. Also weshalb seid ihr hier? Doch nicht nur, um mit mir zu schwatzen?"
"Nee, der Falke liecht mit mehraran Valetzungen bei Thul uff da Werchbank, und wir wollt'n dir bitten, mitzukomm', dit du ihm vielleicht helfen kannst", sagte Kette.
"Ja, das kann ich. Ich muss nur noch rasch Petunia Bescheid sagen."
"Petti", rief sie ins das Gewächshaus rein.
Daraufhin erschien ein etwa 14jähriges Mädchen.
"Was'n los? Was brüllst'n so? Ick bin noch nich taub", sagte sie, wobei sie das 'noch' betonte.
"Pettie, ich muss mit Kette und …", Aknes unterbrach sich, "Entschuldige bitte meine Vergesslichkeit Liebes, ich habe schon wieder ganz vergessen, wie du heißt."
"Ich heiße Isabell, aber hier nennen mich komischerweise alle nur Easy", antwortete sie
"Hast du etwas dagegen wenn ich dich auch Easy nenne?"
"Nein"
An Petunia gewandt sagte Aknes: "Also Petti, ich fahre mit Kette und Easy zu Thuls Werkstatt, um einem Verletzten zu helfen. Du kümmerst dich bitte solange um die Pflanzen, einverstanden?"
"Ja, ok. Wann kommst du wieder?"
"So schnell wie möglich."
Nachdem Aknes ihre Tasche gepackt und noch ein wenig Schießpulver für Thul eingesteckt hatte, ging es los. Da sie diesmal schwerer waren und es zudem noch hinter der Oberbaumbrücke bergauf ging, trat diesmal Kette in die Pedale. Aknes besetzte das MG, und Easy saß daneben und lies sich von Aknes grob in die Bedienung der Mordgerätschaft einweisen.
Vollkommen verschwitzt und dem Zusammenbruch nahe, erreichten sie Thuls Werkstatt, wo sie mit dem Standardprozedere empfangen und danach eingelassen wurden. Aknes begab sich sofort zum Falken und untersuchte ihn.
"Hmm, das rechte Auge können wir vergessen. Ansonsten hat er nur ein paar Stauchungen und blaue Flecke. Er wird durchkommen. Wechselt regelmäßig den Verband bis er wieder zu sich kommt, und den Rest sollte er selber schaffen."