Kino ohne Talent
roman

Das Grauen der Tiefe: Kapitel L

09.09.2010 - 12:42 von Redaktion

Kette fiel auf, dass sie von einem Hubschrauber verfolgt wurden: "Ähm, Thul, hat dein tollet Töff-Töff-Bumm irjendetwat, mit dem wir sone Fliegedinger bekämpfen könn?"
"Häe Fliejedinga? Sach mal haste jetrunken? Wat solln denn Fliejedinga sein?"
"Naja so Dinga, die halt inna Luft rumfliejen."
"Er meint den Hubschrauber, der uns verfolgt", mischt sich Easy ein.
"Ach der, der iss doch nich schlimm, eher wie so ne Schmeißfliege. Fliegt rum, brummt und nervt aber wirklich jefährlich isser nich. Lass doch den ollen Hubnagler, wat willa uns denn schon anhabn?"
Als hätte der Pilot des Hubschraubers die Frage gehört, schlug neben dem Panzer eine Luft-Boden-Rakete ein.
"Wie wäre es damit?", fragte Easy.
"Jungs ick wäre für Lösungvorschäje innerhalb der nächsten zehn Sekunden sehr dankbar. Da vorne wird's vadammt enge für uns", mahnte Sam.
Ein Block hinter dem Frankfurter Tor verengten sich die Gehwege, und die Straße zwängte sich zwischen hohen Häuserfassaden durch.
"Wennet fliegt, kannet nich dick jepanzat sein", merkte Thul an.
"Na, denn versucht doch ma, den Vojel mitm Turm-MG runterzuholen."
Als wollte der Hubschrauberpilot der Dringlichkeit von Sams Anliegen Nachdruck verleihen, schoss er ein zweites Mal. Wieder verfehlte er sein Ziel, jedoch nur knapp. Thul drehte den Turm nach hinten, öffnete die Luke und wollte gerade rausklettern, da schoss der Hubschrauber auf die Luke, so dass Thul abtauchen musste, um nicht getroffen zu werden. Er langte mit einer Hand raus und bekam das MG und seinen Abzug zu fassen. Er schoss eine Salve blind und der Hubschrauber wich aus.
Eine Zeit lang tänzelte der Hubschrauber umher, um nicht getroffen zu werden. Ab und zu schaute Thul kurz raus, um zu sehen, wo sein Widersacher sich aufhielt. Der Schusswechsel dauerte, bis sie den S-Bahnring erreichten. Hier musste der Hubschrauber höher fliegen, um nicht mit der Brücke zu kollidieren, die sich über die Straße spannte. Hinter dem S-Bahnring war für den Hubschrauber wieder mehr Platz zum Manövrieren. Er flog neben den Panzer, um ihn von der Seite unter zu Beschuss zu nehmen.
Das war ein verhängnisvoller Fehler. Doch der Pilot hatte nicht mehr genug Zeit, sich darüber zu ärgern. Sobald er mit dem Panzer auf einer Höhe war, riss Kette mit dem Steuerknüppel die Gatling-Gun herum und schickte eine Salve mitten in die Pilotenkanzel, die explodierte. Schließlich brachte Thul den Turm wieder in die richtige Stellung und sie setzten ihre Fahrt ungestört fort.
"Wo wollt ihr jetzt hin?", fragte Easy nach einiger Zeit.
"Raus", antwortete Kette.
"Und dann?"
"Weiter."
"Wohin weiter?"
"Nach Westen, würde ick vorschlajen."
"Warum ausgerechnet dorthin?"
"Innem alten Lied wird vom joldenen Westen jesungen, deshalb."
"Klingt jut, ick bin dafür", meldete sich Thul.
"Wat meinst du, Sam?"
"Mir ejal, Hauptsache Ruhe und keene schieß- oder fickwütigen Faschistn."
Nach knappen fünfzehn Kilometern erreichten sie die Stadtgrenze. Easy drehte plötzlich den Turm um 180 Grad, öffnete die Turmluke, lud das Maschinengewehr durch und feuerte auf zwei Schilder, auf denen stand:


'Willkommen in der Hauptstadt Neu-Berlin'
'Sei tolerant - sei vielfältig - sei Neu-Berlin'





"Fick dich, Neu-Berlin!", sagte sie.

Ende