Kino ohne Talent
stuecke

40.000 Euro für 'ne Tasse Tee - Teil III

12.01.2011 - 12:55 von Redaktion

PERSON 2: "Geniale Idee, ich habe auch schon Inhalt! (Person nimmt ein dickes Buch auf den Tisch, klappt es auf und beginnt langsam und bedächtig vorzulesen) Wir schreiben das Jahr 2007. Es ist fast Herbst. Wir sind in Wattenscheid. Auf dem alten Markt. Eine Bühne ist aufgebaut. Drei Personen sitzen an einem Tisch und trinken Tee. Zwei Personen schweigen, hören der dritten Person zu, wie sie aus einem Buch vorliest: 'Wir schreiben das Jahr 2007. Es ist fast Herbst. Wir sind in Wattenscheid. Auf dem alten Markt. Eine Bühne ist aufgebaut. Drei Personen sitzen an einem Tisch und trinken Tee. Zwei Personen schweigen, hören der dritten Person zu, wie sie aus einem Buch vorliest.'

Die Personen fragen sich, wie sie den Störenfried loswerden können, der über zehn Jahre nach Schließung des letzten Kulturzentrums in Wattenscheid ein neues fordert. Und der zudem noch ausgestattet ist mit einem Konzept der CDU aus dem Jahr 1973, in dem dringend die Errichtung eines ebensolchen gefordert wird. Und das vor über 30 Jahren!

Sie beschließen, die Inquisition wieder einzuführen und bezichtigen ihn, eine Hexe zu sein. Schnell wird ihm über den klassischen "HOLZ - KALTE ENTE"-Vergleich mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,6٪ nachgewiesen, dass er eine Hexe ist."

Der Hexenhammer fällt. Der Störenfried wird an den Kreuzen der Soilidarität festgekettet und publikumswirksam verbrannt. Nebenbei wird von den Frauen der Stadt Kuchen zu einem symbolischen Preis von 50 ct an die Schaulustigen verkauft. ENDE"

PERSON 1: "Großartig! Da kommt ja alles drin vor: Spannung, Dramatik, Liebe, Aktion und ein furioses Finale! Und als besonderer Gag eine Geschichte in der Geschichte! Aber was hat das Ganze mit "Familie - Erziehung - Sucht" zu tun?"

PERSON 2: "Praktisch betrachtet nicht. Aber den Schönbschreibern können wir ja erzählen, dass der Störenfried aus einer kaputten Familie stammt, also klassisches gentrifiziertes Prekariat ist. Und die Eltern waren nicht in der Lage, ihn zu erziehen. Das wird eindrucksvoll kontrastiert mit der wohlerzogenen Kaltschnäuzigkeit der drei Mitarbeiter des fiktiven soziokulturellen Zentrums und bewirkt letztendlich die Schaulust der verrohten Masse, die süchtig nach Unterhaltung gar nicht wahrnimmt, dass geade ein Mensch getötet wird!"

PERSON 1: "Irre! Damit klappt es auf jeden Fall, den Bürger zu beruhigen!"

PERSON 2: "Aber wann wollen wir das Stück aufführen? Für mich sieht das richtig nach echter Arbeit aus!"

PERSON 1: "Gar nicht! Mach Dir keine Sorgen! Wir beantragen zwei Promille des jährlichen Bochumer Kulturetats, das sollten so um die 70.000 Euro sein. Dann dauert es ewig, bis die bewilligt sind und bis dahin haben die Bürger schon längst wieder verggessen, was eigentlich damit angestellt werden sollte! Und wir haben wieder unsere Ruhe!"

PERSON 2: "WAAAHNSINN! Du hast es echt drauf!"

PERSON 3: "Möchte noch jemand einen Tee?"

ENDE